„Revolutionär, konsequent, zeitgemäß“
Next Generation übernimmt im Bio-Landgut Tiefleiten
Nach ihrem Studium in der Schweiz und einigen Jahren in der freien Kunstszene hat es Johanna Kohlmünzer wieder zurück nach Hause in den Bayerischen Wald geführt. Dort hat sie vor fünf Jahren ihr Elternhaus, das Bio-Landgut Tiefleiten, übernommen und für frischen Wind gesorgt. Im Interview verrät uns Johanna, wie es sie von der Kinderanimation im elterlichen Betrieb auf die Schauspielschule führte, warum sie das BIO HOTEL übernommen hat und wie sie ihre Ideen für die Zukunft auf Trab halten.
Dein Werdegang
Wie war es für dich, bereits als Kind im elterlichen Betrieb Gastro-Luft zu schnuppern?
Wir haben unser Haus früher immer dual genutzt. In den Ferien waren Gäste im Haus und während wir in der Schule waren, waren wir meistens ganz privat für uns als Familie. Wir Kinder mussten aber schon immer viel mithelfen. Schon als Achtjährige habe ich im Service geholfen. Als ich größer wurde, habe ich auch die Animation mitgestaltet. Kinderolympiade mit Gummistiefelweitwurf, Kinderzirkus, Pferdehochzeit, Nachtwanderungen oder im Heu schlafen. Irgendwie war es für mich schon immer aufregend, da wir sonst nicht oft im Urlaub waren.
Wir haben unser Haus früher immer dual genutzt. In den Ferien waren Gäste im Haus und während wir in der Schule waren, waren wir meistens ganz privat für uns als Familie. Wir Kinder mussten aber schon immer viel mithelfen. Schon als Achtjährige habe ich im Service geholfen. Als ich größer wurde, habe ich auch die Animation mitgestaltet. Kinderolympiade mit Gummistiefelweitwurf, Kinderzirkus, Pferdehochzeit, Nachtwanderungen oder im Heu schlafen. Irgendwie war es für mich schon immer aufregend, da wir sonst nicht oft im Urlaub waren.
Welchen beruflichen Werdegang hast du eingeschlagen? Warum hast du dich dafür entschieden?
Nach meinem Schulabschluss wollte ich einen kreativen Beruf erlernen und habe mich für ein Schauspielstudium entschieden. Das Semester sollte erst im Februar starten und eine Aufnahmeprüfung war erst im Oktober möglich. Da ich nicht nur warten wollte, begann ich „zur Sicherheit“ eine Ausbildung zur Hotelfachfrau. Dafür kamen nur ein paar Betriebe in Frage, denn natürlich wollte ich in einem BIO HOTEL lernen. So begann ich die Ausbildung im September im Falkenhof in Bad Füssing. Allerdings hat alles so geklappt, wie ich mir das vorstellte, und ich bin im Februar in das Schauspielstudium eingestiegen. Nach dem 4-jährigen Diplomstudium folgte der Master of Arts in der Schweiz.
Nach meinem Schulabschluss wollte ich einen kreativen Beruf erlernen und habe mich für ein Schauspielstudium entschieden. Das Semester sollte erst im Februar starten und eine Aufnahmeprüfung war erst im Oktober möglich. Da ich nicht nur warten wollte, begann ich „zur Sicherheit“ eine Ausbildung zur Hotelfachfrau. Dafür kamen nur ein paar Betriebe in Frage, denn natürlich wollte ich in einem BIO HOTEL lernen. So begann ich die Ausbildung im September im Falkenhof in Bad Füssing. Allerdings hat alles so geklappt, wie ich mir das vorstellte, und ich bin im Februar in das Schauspielstudium eingestiegen. Nach dem 4-jährigen Diplomstudium folgte der Master of Arts in der Schweiz.
Wann hast du dich zum ersten Mal auch selbst aktiv im Familienbetrieb eingebracht?
Nach ein paar Jahren in der freien Kunstszene bin ich dem Ruf der Ursprungsfamilie gefolgt und habe mich 2017 entschieden, wieder in das Familienunternehmen einzusteigen. Erstmal hatte ich natürlich Respekt und Bammel davor zurückzukehren, aber die Struktur tat sehr gut und nach wie vor ist die Quelle meiner Ideen, die ich verwirklichen möchte, noch längst nicht ausgeschöpft.
Nach ein paar Jahren in der freien Kunstszene bin ich dem Ruf der Ursprungsfamilie gefolgt und habe mich 2017 entschieden, wieder in das Familienunternehmen einzusteigen. Erstmal hatte ich natürlich Respekt und Bammel davor zurückzukehren, aber die Struktur tat sehr gut und nach wie vor ist die Quelle meiner Ideen, die ich verwirklichen möchte, noch längst nicht ausgeschöpft.
Wann wurde dir bewusst, dass du den Betrieb deiner Eltern gerne übernehmen möchtest? Gab es einen bestimmten Moment bzw. Auslöser?
Inzwischen bin ich seit fünf Jahren aktiv im Hotel und nachdem ich hier groß geworden bin, ist die Verbundenheit mit dem Haus und der Arbeit sehr intensiv. Wir befinden uns mitten im Übergabeprozess und haben noch immer nicht die endgültige Lösung gefunden. Wir haben zwei Corona-Jahre hinter uns und es steht eine Inflation bevor. Ich bin 2021 Mama geworden und seit 2022 mit der kleinen Maus hier im Bio-Landgut Tiefleiten im Bayerischen Wald, obwohl mein Partner in München lebt. Ich möchte, dass dieser Ort Bestand hat und diese Arbeit weitergeführt wird, weil es einfach wertvoll ist, was wir tun. Davon bin ich überzeugt.
Inzwischen bin ich seit fünf Jahren aktiv im Hotel und nachdem ich hier groß geworden bin, ist die Verbundenheit mit dem Haus und der Arbeit sehr intensiv. Wir befinden uns mitten im Übergabeprozess und haben noch immer nicht die endgültige Lösung gefunden. Wir haben zwei Corona-Jahre hinter uns und es steht eine Inflation bevor. Ich bin 2021 Mama geworden und seit 2022 mit der kleinen Maus hier im Bio-Landgut Tiefleiten im Bayerischen Wald, obwohl mein Partner in München lebt. Ich möchte, dass dieser Ort Bestand hat und diese Arbeit weitergeführt wird, weil es einfach wertvoll ist, was wir tun. Davon bin ich überzeugt.
Wie haben dich deine Eltern und deine Familie auf deinem Weg unterstützt?
Fast die ganze Familie ist im Betrieb involviert und alle bringen sich mit ihrer Kraft, ihren Ideen und ihrem Herzblut ein. Das ist ein toller Rückenwind und bestärkt mich.
Fast die ganze Familie ist im Betrieb involviert und alle bringen sich mit ihrer Kraft, ihren Ideen und ihrem Herzblut ein. Das ist ein toller Rückenwind und bestärkt mich.
Für welche Entscheidungen bewunderst du deine Eltern – bezogen auf die Arbeit im Hotel?
Ich bewundere meine Mutter, die wirklich viel geleistet hat, da sie die meiste Zeit mit uns Kindern und dem Betrieb alleine war.
Ich bewundere meine Mutter, die wirklich viel geleistet hat, da sie die meiste Zeit mit uns Kindern und dem Betrieb alleine war.
Euer Betrieb & die Betriebsübernahme
Was schätzt du an eurem Familienbetrieb besonders? Was zeichnet euch aus?
Wir sind ein sehr kleines Fastenhotel mit 13 Zimmern und begleiten unsere Gäste mindestens eine Woche. Der Fastenprozess ist immer eine spezielle Zeit, in dem oft viel in dem Menschen vor sich geht. Der Fastenurlaub ist eine besondere Zeit, da die Gäste entspannt sind und bereit für neuen Input. Wir versuchen in der Urlaubszeit Impulse für ein gesünderes Bewusstsein in Bezug auf Körper und Geist im Einklang mit der Umwelt zu setzen. All unsere MitarbeiterInnen sind toll und jeder findet hier seinen Platz, um sich auch beruflich zu entfalten. Der intensive Austausch mit den Gästen macht die Arbeit besonders wertvoll und diese schätzen unsere familiäre Atmosphäre.
Wir sind ein sehr kleines Fastenhotel mit 13 Zimmern und begleiten unsere Gäste mindestens eine Woche. Der Fastenprozess ist immer eine spezielle Zeit, in dem oft viel in dem Menschen vor sich geht. Der Fastenurlaub ist eine besondere Zeit, da die Gäste entspannt sind und bereit für neuen Input. Wir versuchen in der Urlaubszeit Impulse für ein gesünderes Bewusstsein in Bezug auf Körper und Geist im Einklang mit der Umwelt zu setzen. All unsere MitarbeiterInnen sind toll und jeder findet hier seinen Platz, um sich auch beruflich zu entfalten. Der intensive Austausch mit den Gästen macht die Arbeit besonders wertvoll und diese schätzen unsere familiäre Atmosphäre.
Hast du dir bereits die nächsten Ziele gesetzt?
Ich habe den Betrieb noch nicht vollständig übernommen, aber ich leite diesen gerade mit vollem Einsatz. Was ich mir für den Betrieb und seine Zukunft vorstelle, sind viele schöne kleine Projekte, die sich nach und nach entwickeln dürfen. Mal sehen…
Ich habe den Betrieb noch nicht vollständig übernommen, aber ich leite diesen gerade mit vollem Einsatz. Was ich mir für den Betrieb und seine Zukunft vorstelle, sind viele schöne kleine Projekte, die sich nach und nach entwickeln dürfen. Mal sehen…
Was wünschst du dir für die Zukunft eures Betriebs?
Natürlich, dass es weiterhin so gut läuft und wir es schaffen, unsere guten MitarbeiterInnen zu behalten. Außerdem möchte ich vielleicht noch ein paar Zimmer dazu bauen, mehr Struktur generieren, eventuell einen neuen Yoga-Raum, eine Showküche, den Wellnessbereich erweitern usw. Slowly…
Natürlich, dass es weiterhin so gut läuft und wir es schaffen, unsere guten MitarbeiterInnen zu behalten. Außerdem möchte ich vielleicht noch ein paar Zimmer dazu bauen, mehr Struktur generieren, eventuell einen neuen Yoga-Raum, eine Showküche, den Wellnessbereich erweitern usw. Slowly…
Was war deine erste Amtshandlung nach der Übernahme?
Ich habe den Betrieb technisch und in den Abläufen ein bisschen modernisiert. Von der Schließanlage über den digitalen Dienstplan, neue Hotelsoftware und die Anbindung an eine Onlinebuchbarkeit. Wir entwickeln eigene Produkte und öffnen evtl. bald einen Online-Shop, da unsere Gäste inzwischen immer nachbestellen. Außerdem machen wir unterschiedliche Themenwochen wie z. B. Wanderwochen, Yoga-Retreats oder Tai-Chi-Wochen.
Ich habe den Betrieb technisch und in den Abläufen ein bisschen modernisiert. Von der Schließanlage über den digitalen Dienstplan, neue Hotelsoftware und die Anbindung an eine Onlinebuchbarkeit. Wir entwickeln eigene Produkte und öffnen evtl. bald einen Online-Shop, da unsere Gäste inzwischen immer nachbestellen. Außerdem machen wir unterschiedliche Themenwochen wie z. B. Wanderwochen, Yoga-Retreats oder Tai-Chi-Wochen.
Wie würdest du deinen Führungsstil beschreiben?
Ich versuche flache Hierarchien zu etablieren und meine MitarbeiterInnen zur Selbstorganisation zu motivieren und die Zusammenarbeit sowie den Zusammenhalt zu fördern. Das klappt größtenteils. Jeder hat seine Stärken und seine Schwächen, und ich möchte die Stärken stärken und nicht die Schwächen ausbügeln. Ich möchte meinen MitarbeiterInnen zu verstehen geben, dass wie ein Team sind und für unsere Gäste und für uns selbst das Beste geben sollten und im besten Fall mit Spaß und Freude. Sehr ambitioniert, ich weiß. Aber jeden Tag darf man sich darin üben und lernt dabei.
Ich versuche flache Hierarchien zu etablieren und meine MitarbeiterInnen zur Selbstorganisation zu motivieren und die Zusammenarbeit sowie den Zusammenhalt zu fördern. Das klappt größtenteils. Jeder hat seine Stärken und seine Schwächen, und ich möchte die Stärken stärken und nicht die Schwächen ausbügeln. Ich möchte meinen MitarbeiterInnen zu verstehen geben, dass wie ein Team sind und für unsere Gäste und für uns selbst das Beste geben sollten und im besten Fall mit Spaß und Freude. Sehr ambitioniert, ich weiß. Aber jeden Tag darf man sich darin üben und lernt dabei.
Wie förderst du deine MitarbeiterInnen?
Ich versuche zuzuhören und teilweise schicke ich manche MitarbeiterInnen auf Schulungen, wenn diese sich selbst so etwas wünschen, oder versuche deren Ideen miteinzubinden. Alles ist ein Prozess.
Ich versuche zuzuhören und teilweise schicke ich manche MitarbeiterInnen auf Schulungen, wenn diese sich selbst so etwas wünschen, oder versuche deren Ideen miteinzubinden. Alles ist ein Prozess.
Wie haben Stammgäste auf die Übernahme reagiert?
Wir haben in einem Newsletter veröffentlicht, dass es eben einen Generationswechsel gibt. Die meisten Gäste kennen mich ja. Es gab ein paar sehr positive, wohlwollende Nachrichten und auch von Stammgästen kam ein sehr schönes Feedback. Manch ein Gast vermisste aber auch das Wissen und den Austausch mit meiner Mutter. Das nehme ich aber dankend an. Diese Gäste müssen dann einfach in den Wochen kommen, in denen meine Mutter die Fastenleitung übernimmt. (lacht)
Wir haben in einem Newsletter veröffentlicht, dass es eben einen Generationswechsel gibt. Die meisten Gäste kennen mich ja. Es gab ein paar sehr positive, wohlwollende Nachrichten und auch von Stammgästen kam ein sehr schönes Feedback. Manch ein Gast vermisste aber auch das Wissen und den Austausch mit meiner Mutter. Das nehme ich aber dankend an. Diese Gäste müssen dann einfach in den Wochen kommen, in denen meine Mutter die Fastenleitung übernimmt. (lacht)
Welchen Einfluss hatte die Corona-Pandemie auf euren Betrieb? Wie habt ihr die Zeit als Familie erlebt?
Wir blieben kreativ. Im ersten Lockdown haben wir mit den BIO HOTELS gemeinsam eine Online-Vitalwoche durchgeführt, die ich moderiert und begleitet habe. Diese haben wir innerhalb weniger Tage mit vielen BIO HOTELS-KollegInnen auf die Beine gestellt mit Rezepten aus den Hotels und Bewegungsvideos (Yoga, 5 Tibeter uvm.) Danach habe ich für unser Hotel ein Programm entwickelt, um unseren Gästen auch für zu Hause ein „Nach-Fasten-Programm“ zur Verfügung zu stellen. Im zweiten Lockdown war ich schwanger.
Wir blieben kreativ. Im ersten Lockdown haben wir mit den BIO HOTELS gemeinsam eine Online-Vitalwoche durchgeführt, die ich moderiert und begleitet habe. Diese haben wir innerhalb weniger Tage mit vielen BIO HOTELS-KollegInnen auf die Beine gestellt mit Rezepten aus den Hotels und Bewegungsvideos (Yoga, 5 Tibeter uvm.) Danach habe ich für unser Hotel ein Programm entwickelt, um unseren Gästen auch für zu Hause ein „Nach-Fasten-Programm“ zur Verfügung zu stellen. Im zweiten Lockdown war ich schwanger.
BIO HOTELS Next Generation
Was schätzt du besonders an der BIO HOTELS Next Generation?
Ich liebe es, den Austausch zu den anderen KollegInnen zu pflegen. Die Gruppe ist so klasse und vor allem wir jungen NachfolgerInnen haben immer wieder neue Ideen oder stoßen auf Probleme, die man immer besprechen kann.
Ich liebe es, den Austausch zu den anderen KollegInnen zu pflegen. Die Gruppe ist so klasse und vor allem wir jungen NachfolgerInnen haben immer wieder neue Ideen oder stoßen auf Probleme, die man immer besprechen kann.
Was unterscheidet die jungen Bio-Hoteliers von der Generation eurer Eltern?
Wir arbeiten mit mehr Spaß und weniger „verbissen“.
Wir arbeiten mit mehr Spaß und weniger „verbissen“.
Was sind aus deiner Sicht heutzutage die größten Herausforderungen als Bio-Hotelier?
Dass ein BIO HOTEL hält, was es verspricht. Der Markt ist durchdrungen von Greenwashing-Labels. Wir als BIO HOTELS haben schon noch viel Arbeit, da wir als einzige Marke 100 % Bio-zertifiziert sind, biologische Lebensmittel verwenden und uns vielen weiteren Kriterien unterwerfen wie z. B., dass alle Hotels eine CO2-Bilanzierung durchführen müssen.
Dass ein BIO HOTEL hält, was es verspricht. Der Markt ist durchdrungen von Greenwashing-Labels. Wir als BIO HOTELS haben schon noch viel Arbeit, da wir als einzige Marke 100 % Bio-zertifiziert sind, biologische Lebensmittel verwenden und uns vielen weiteren Kriterien unterwerfen wie z. B., dass alle Hotels eine CO2-Bilanzierung durchführen müssen.
Mit welchen 3 Wörtern würdest du die BIO HOTELS beschreiben?
Revolutionär, konsequent, zeitgemäß.
Revolutionär, konsequent, zeitgemäß.
Was wünschst du dir für die Zukunft der BIO HOTELS?
Viele, viele Mitglieder, KollegInnen für mehr gemeinsames Handeln im Sinne der Nachhaltigkeit für unseren Planeten. Und was gibt’s Sinnvolleres, als den Urlaub nachhaltig zu gestalten.
Viele, viele Mitglieder, KollegInnen für mehr gemeinsames Handeln im Sinne der Nachhaltigkeit für unseren Planeten. Und was gibt’s Sinnvolleres, als den Urlaub nachhaltig zu gestalten.
Vielen Dank für das Gespräch!