Südtiroler Bio-Pioniere: Offen für Neues
20 Jahre Biohotel Panorama
20 Jahre ist es her, dass sich Thea und Friedrich Steiner dazu entschieden haben, mit ihrem Betrieb BIO HOTEL Panoroama Mitglied der BIO HOTELS® zu werden. Im Jahr 2002, als Bio noch eine Nische war, erlangte der Betrieb bereits die Bio-Zertifizierung – als erstes Hotel in ganz Italien. Mittlerweile sind auch beide Kinder im Hotel aktiv und Sohn Georg wird dieses künftig übernehmen. Wir haben den Jung-Hotelier zum Interview gebeten, um mit ihm über die Geschichte des Hauses, seinen Werdegang und die Next BIO HOTELS® Generation zu sprechen. Im Interview erzählt er uns von der kontinuierlichen Weiterentwicklung des Familienbetriebs, über Mitarbeiterförderung und seine nächsten Ziele.
Euer 20-jähriges Jubiläum
Meine Großeltern mütterlicherseits, Karl und Anna Schenk, haben das Hotel gegründet. Zuerst war es eine Raststation für Busreisende, woraus in Folge durch viel Fleiß und Investitionen ein kleines Gasthaus wurde. 1981 haben sich dann meine Eltern kennengelernt und meine Mutter hat den Gasthof übernommen. Danach ist auch mein Vater Friedrich im Hotel eingestiegen. Er hat seine Vorstellung – insbesondere in Bezug auf die Themen Lebensmittel und Ressourcenschonung – im Betrieb eingebracht und umgesetzt. U. a. wurde die benachbarte Wiese gepachtet und noch mehr Gemüse selbst angebaut. Es folgten im Laufe der Jahre auch zwei große Umbaumaßnahmen, wodurch sich das Gasthaus zum Hotel weiterentwickelte. Schon dort setzten meine Eltern auf Baubiologie und entschieden sich dazu, den Umbau in Holzständerbauweise durchzuführen, was damals eine Neuheit war. Es folgten Zimmerrenovierungen und zuletzt haben wir unseren Speisesaal mit viel Hingabe aufgewertet. Auch künftig werden wir im Biohotel Panorama gemeinsam mit unseren Mitarbeitenden den biologischen Weg der kleinen Kreisläufe und der vielfältigen Nutzung lokaler Ressourcen weitergehen.
Über die Verbindungen vom Umweltsiegel haben meine Eltern vom 2001 neu gegründeten Verein BIO HOTELS® gehört. Sie haben sich den Verein und die Mitglieder angeschaut und festgestellt, dass sie gut in die Runde passen würden. Bereits 2002 wurde das Hotel Panorama zum ersten BIO HOTELS Italiens. Als dies geschah brach das Restaurantgeschäft komplett weg, denn die Einheimischen hatten kein Verständnis für Bio. Es war keine leichte Zeit, doch meine Eltern sind hinter ihrer Entscheidung gestanden, haben entsprechend reagiert mit Umstrukturierungen und Preiserhöhungen und haben die schweren Zeiten durchgestanden.
Zum 20-jährigen Jubiläum haben wir nicht nur unsere langjährigen Stammgäste eingeladen, sondern auch die Bauern und Lieferanten aus der Umgebung – Rinder-, Schaf-, Ziegen und Schweinehalter, die Fleisch- oder Milchprodukte liefern, Milch- und Weinbauern, Apfel- und Gemüseproduzenten, ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Familie und Freunde. Jeder freute sich, an diesem besonderen Tag dabei sein zu können. Vor Beginn des 5-Gang-Menüs hat mein Vater eine herzergreifende Rede rund um den Werdegang des Hotels gehalten – samt der Steine auf dem Weg und die bis dato erreichten Ziele. Die Begeisterung aller Anwesenden war groß und unsere Stammgäste sind noch begeisterter als zuvor.
Dein Werdegang
Normal, man kennt es ja nicht anders… Jedoch habe ich als Kind mal zu meinen Eltern gesagt, dass ich „nur“ Kellner werde, weil da hat man dann eher Feierabend als wenn man Chef ist.
Es war recht früh klar, dass ich den Betrieb übernehmen werde, sofern dieser in einem guten Zustand ist. Deshalb habe ich die Hotelfachschule besucht und in unterschiedlichen Betrieben gearbeitet.
Operativ aktiv mit zehn Jahren oder so, indem ich dabei geholfen habe, die Tische zu decken, Pfandflaschen zu sortieren und im Garten zu arbeiten. Organisatorisch dann mit 20 Jahren.
Insofern, dass ich nach der Hotelfachschule nach Australien konnte und auch Erfahrungen woanders sammeln konnte.
Dass sie damals schon den Mut hatten ein BIO HOTEL aus dem gut laufenden Betrieb zu machen – mit allen Risiken – und dies auch weiter durchgezogen haben, als die Zeiten schwierig waren.
Euer Betrieb
Dass Platz für uns alle ist und jeder seine Sichtweisen einbringt.
4 Sterne und ein Ganzjahresbetrieb sind die nächsten Ziele. Danach noch ein Umbau mit Wellness und Tiefgarage und die Neugestaltung der restlichen Zimmer, dann ist aber Ruhe.
Dass es weiterhin gut läuft und wir es schaffen, unsere guten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu behalten.
Der Führungsstil ist ein anderer. Ich bin bei manchen Dingen weniger „verbissen“, gehe meist in mich und versuche die beste Lösung für ein Problem zu finden bzw. bin immer für Alternativen offen.
Ich gebe Rahmenbedingungen und Standards vor, die eingehalten werden müssen, dazwischen lasse ich freie Hand.
Jeder darf seine Ideen einbringen. Gerne ändere ich Arbeitsweisen ab, wenn es bessere Methoden gibt.
Welchen Einfluss hatte die Corona-Pandemie auf euren Betrieb? Wie habt ihr die Zeit als Familie erlebt?
Die Zeit als Familie war mal was Anderes, sehr ruhig und entspannt. Wir haben es genossen.
BIO HOTELS® Next Generation
Den Austausch unter Gleichgesinnten.
Was unterscheidet die jungen Bio-Hoteliers von der Generation eurer Eltern?
Wir sind offener für Neues. Wobei die alte Generation auch schon sehr offen war, sonst wären sie ja nie dahin gekommen.
Was sind aus deiner Sicht heutzutage die größten Herausforderungen als Bio-Hotelier?
Jene, die auch die „normalen“ Betriebe haben. Gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden und eine Grundauslastung zu erreichen. Wobei der Zeitgeist für uns arbeitet – in beiden Bereichen. Weil es ja auch Mitarbeitern wichtig ist, wo sie arbeiten.
Mit welchen 3 Wörtern würdest du die BIO HOTELS® beschreiben?
Ehrlich, fair und nachhaltig.