Von Nachhaltigkeitspionieren & Wiesnträumen
Next Generation übernimmt im Alten Wirt
Vor Kurzem gab es im BIO HOTEL Alter Wirt in Grünwald bei München reichlich Grund zum Feiern. Ulli Portenlänger übergab den Betrieb an seinen ältesten Sohn Jakob. Damit hat nun auch hier die junge Generation das Zepter in der Hand! Wir haben den 32-jährigen Jung-Hotelier zum Gespräch gebeten, um zu erfahren, wie sich der Wandel vom Tellerwäscher im elterlichen Betrieb zum Bio-Hotelier vollzog. Im Interview verrät er uns, wann er sich entschlossen hat, den Alten Wirt eines Tages zu übernehmen, was er anders macht, warum er die Gemeinschaft der BIO HOTELS® besonders schätzt und welche Ziele er als nächstes ins Auge gefasst hat.
Lieber Jakob, wie war es für dich, bereits als Kind im elterlichen Betrieb Gastro-Luft zu schnuppern?
Superspannend. Im Gegensatz zur Arbeit vieler Eltern meiner Freunde war die Arbeit meiner Eltern spürbar bzw. erlebbar. Das hat mich früh begeistert!
Welchen beruflichen Werdegang hast du eingeschlagen? Warum hast du dich dafür entschieden?
Ich habe Koch gelernt, dann Hotelmanagement studiert. Die Kochlehre habe ich genutzt, um die Basics in der Küche zu lernen und zu verstehen. Das kommt mir heute noch oft zugute. Das Hotelmanagement-Studium in Luzern hat mich auf die Führung eines Betriebes vorbereitet. Danach hatte ich Stationen am Zürichsee, in Kolumbien und schlussendlich in München, wo ich mich mit meinen Geschwistern mit dem Xaver’s selbständig gemacht habe, um dann zwei Jahre später in den Familienbetrieb miteinzusteigen.
Wann hast du dich zum ersten Mal auch selbst aktiv im Familienbetrieb eingebracht?
Mit 14 Jahren in der Spülküche in den Schulferien und ab da auch täglich bei diversen Gesprächen der Eltern am Familien-Essenstisch.
Wann wurde dir bewusst, dass du den Betrieb deiner Eltern gerne übernehmen möchtest? Gab es einen bestimmten Moment bzw. Auslöser?
Das wusste ich auch schon mit 14. Meine Eltern haben mir nur geraten, dass ich es mir gut überlegen soll, aber der Weg war für mich klar.
Wie haben dich deine Eltern und deine Familie auf deinem Weg unterstützt?
Sie waren schon immer für mich da, haben mich unterstützt und mir gut zugeredet, wenn‘s mal a bissl schwer ging. Einfach toll, so ein familiärer Zusammenhalt.
Für welche Entscheidungen bewunderst du deine Eltern – bezogen auf die Arbeit im Hotel?
Die frühe konsequente Umstellung auf 100 % Bio. Das war in der Zeit einfach Pionierarbeit, und wurde dementsprechend von vielen verurteilt und belächelt.
Was schätzt du an eurem Familienbetrieb besonders? Was zeichnet euch aus?
Das familiäre Miteinander, die Offenheit und der Teamgedanke.
Nun hast du ein großes persönliches Ziel erreicht. Hast du dir bereits die nächsten Ziele gesetzt?
Ein Wiesnzelt wäre der absolute Traum!
Was wünschst du dir für die Zukunft eures Betriebs?
Das wir uns so weiterentwickeln, wie in den letzten Jahren auch. Wir haben ein tolles Team, das stetig lernt und sich fortbildet. Da suchen wir immer passende Ergänzungen. Das Thema Ausbildung ist bei uns auch ganz wichtig. Es können sich nicht immer alle beschweren, dass Fachkräftemangel herrscht, aber nichts dagegen tun.
Was machst du im Betrieb anders als deine Eltern?
Sicherlich viel digitaler arbeiten und einfach ein bisschen frischen Wind reinbringen. Es läuft Musik, es gibt ein paar neue dekorative Elemente und der nächste Umbau befindet sich in Planung.
Was war deine erste Amtshandlung nach der Übernahme?
Ein Rundgang durch das Haus, um alles sacken zu lassen. Das spürt man schon auf den Schultern, so einen Betrieb.
Wie würdest du deinen Führungsstil beschreiben?
Kooperativ
Wie förderst du deine MitarbeiterInnen?
Klassische Fortbildungen, Training-on-the-Job, aber auch ein Austauschprogramm mit anderen Tagungshotels oder bald auch mit dem Xaver’s.
Wie haben Stammgäste auf die Übernahme reagiert?
Alle waren durchaus positiv gestimmt und freuen sich, dass es weiter geht.
Welchen Einfluss hatte die Corona-Pandemie auf euren Betrieb? Wie habt ihr die Zeit als Familie erlebt?
Das war die schwerste Zeit seit langem. Wirtschaftlich schwierig und das auch noch in der Übergangszeit von Papa an mich. Die Familie hat es noch mehr zusammengebracht. Wir wussten einfach immer, da ist jemand, der mich unterstützt.

Als Jung-Hotelier bist du Teil der BIO HOTELS® Next Generation. Was schätzt du besonders an der BIO HOTELS® Next Generation?
Ein toller Austausch unter Gleichgesinnten aus dieser wahnsinnig schönen Branche!
Was unterscheidet die jungen Bio-Hoteliers von der Generation eurer Eltern?
Da geht es darum, die Pionierarbeit der Eltern, die wir – glaube ich – alle respektieren, umzuwandeln in Konzepte, die in die aktuelle, digitale, sich immer schneller drehende und doch auch wertschätzende Welt passen. Nachhaltigkeit war früher ein USP. Heutzutage schmeißen Weltkonzerne mit dem Wort um sich. Da müssen wir zeigen, dass unsere Nachhaltigkeit doch ein anderer Standard ist als die von vielen anderen Firmen.
Was sind aus deiner Sicht heutzutage die größten Herausforderungen als Bio-Hotelier?
Fehlende Fachkräfte, steigende Lebensmittelpreise, Greenwashing der Konkurrenz.
Mit welchen 3 Wörtern würdest du die BIO HOTELS® beschreiben?
Nachhaltigkeitspioniere, familiär, ehrlich.
Was wünschst du dir für die Zukunft der BIO HOTELS®?
Dass die Gemeinschaft wächst, mit der Zeit geht und eine bekanntere Marke wird.
Vielen Dank für das Gespräch.
Fotos: Maximilian Sydow, Jan Saurer @monacoshots, Katharina Heinzle @servuskatie